Vertreibung nach Europa > Dersimer > Kurden > Iraker > Iraner
Kampagne des Office of Human Rights and Minority Affairs
Anlässlich des Kongresses „ Wandel durch Erinnerung“
der CDUCSU Fraktion des Deutschen Bundestages am 18.3.09
Kongress formuliert nationale wie internationale Aufgaben
Das Thema Vertreibung in Europa ist aktuell wie nie zuvor und bedarf der dringenden Aufarbeitung mit dem Ziel, die Erkenntnisse der Vergangenheit zur Gestaltung der europäischen Zukunft zu nutzen. Denn ohne die ehrliche Aufarbeitung der vergangenen Geschehnisse können keine nachhaltigen Entwicklungen entstehen.
In Erinnerung an die Flucht und Vertreibung vor 60 Jahren erlebt in diesen Tagen ein neues und großes Interesse. Dies ist ein europäisches Phänomen. Vor dem Hintergrund der Spurensuche im Interesse der Frage nach der eigenen Identität der Erlebnisgeneration, ihrer Kinder und Enkel im Umfeld eines sich vereinigenden Europas müssen Konzepte als Grundlage zur Bewältigung zukünftiger Krisen entwickelt werden. Modellhafte Friedenssicherung bedarf der Wahrhaftigkeit in dem Umgang mit Vergangenheit als Basis der Zukunft.
Europa hat in seiner Geschichte immer wieder Vertreibungen erlebt. Vertreibungen finden immer noch statt. Die Ursachen sind unterschiedlichster Art, für die Betroffenen ist und war es ausnahmslos eine Leidensgeschichte mit gutem oder schlechtem Ausgang. Leugnung, Tabuisierung oder Fälschung lösen weder die Leidensgeschichte und die damit verbundenen Traumata noch eröffnen sie den Weg in eine friedliche und nachhaltige, rechtsstaatliche und gemeinsame Zukunft. Die Zeit der ethnischen oder religiösen Säuberung als Mittel der Konfliktlösung im globalen Geflecht der Nationen ist längst nicht vorbei, sondern wird unvermindert betrieben. Gerade deshalb ist die schonungslose Thematisierung exemplarischer Vertreibungen aus der Vergangenheit aber auch der Gegenwart nötig.
Das Office for Human Rights and Minority Affairs, Berlin versucht mit einer eigenen Informationskampagne und Veröffentlichungen dieser Aufgabe zuzuarbeiten.
Als Beispiele sollen die Geschichten der ethnischen/religiösen Gruppen der Dersimer, Kurden, Exiliraner und irakischen Flüchtlinge dargestellt werden. Diese spezielle Auswahl ist wichtig, weil Sie die Zukunft zwischen Europa und dem Nahen Osten nachhaltig bestimmt. Die Betroffenen werden ohne Unterlass vertrieben und Europa braucht die Auflösung dieser Leidenswege. Vielleicht kann aus der ehrlichen Aufarbeitung der geschichtlichen Hintergründe der Lösung des Nahostkonfliktes, wie auch den vielschichtigen Probleme dieser Vertriebenen in ihrer neuen Heimat Europa zugearbeitet werden.
Der Kongress „ Wandel durch Erinnerung“ ergab hierfür folgende allgemeine Ergebnisse und Arbeitsaufträge:
Ø Nationale und internationale Geschichtsschreibung muss in gegenseitiger Achtung und Wahrung der gesellschaftlichen wie individuellen Würde ehrlich und wahrhaftig sein
Ø Therapeutische Bearbeitung psychischer Spätfolgen der transgenerationalen Weitergabe von Traumata zum Ziel individuellen und gruppenspezifischen Identitätsfindung
Ø Aufarbeitung durch Forschung und Dokumentation, Entwicklung einer nachhaltigen und institutionalisierter Erinnerungs- und Trauerkultur
Ø Friedenstiftende Konzepte auf der Basis der Vergangenheitsbewältigung mit dem Ziel der Ächtung von Vertreibungen als Verletzungen gegen die Menschlichkeit.